Saturday, December 09, 2006

DJ Rotlichtschammes


Kälte, Verfall, Untergang, Vitamin-C-Mangel und Palästinenser
Guten Abend. Dieses Blog soll von Erwärmendem (trotz Kühlschränken), von Politischem (trotz Palästinensern) und von Jüdischem (ja, trotz fehlenden Reichtums) handeln. So steht's jedenfalls da. Aber bisher steht da nur etwas über Finsternis, Knoblauchsoße und Verfall.
Bis jetzt scheint das ja kein politisches oder zionistisches, sondern bloß ein depressives Blog zu werden. Na ja, so unrealistisch wäre das ja nicht. Jedenfalls mehr real life als Rentenreform, Flugpreise, die NPD in McPomm oder deutsche Comedy, nicht?
Bleiben wir also erstmal bei fahlem Verfall, bleicher Freudlosigkeit, düsterem Abgurgeln und bleiern lastender Schwermut. In diesem Blog wird es verstummende Trostlosigkeiten zu lesen über die kalte Öde zu lesen geben, über lichtlose Mitternacht, wankende Zombies, undichte Fenster, den nachtschwarzen Abyssos des Daseins, schieche Spinnen im Badezimmer, sterbende Rehkitze, judenfressende Palästinenser, eklige Schuppenflechten, miesen Rasurbrand und puckernde Karies... na eben das ganze Programm. Wobei der Hintergrund des Blogs in einem verschlingenden endlosen kosmischen Schwarz verharrt, das sich in Ihre unerlöste Seele peinvoll, plutonisch und pochend hineinfrisst.
...
So wird es hier seitenweise, dauernd, galore usf. und überhaupt, und es fehlt nicht an verzehrender Schwermut, bodenloser Liebesleere oder an redundanten Adjektiva. Denn wissen Sie, in meiner Straße, in Ihrer Straße, in der Magellan- und in der Milchstraße, dazu in allen palästinensischen Straßen passiert so viel größter Unsinn, riesigster Unfug und idiotischster Schwachsinn, weltweit, global, kosmisch, und der passiert bei mir in der Küche, bei Ihnen zu Hause in der Küche und natürlich passiert er in sämtlichen palästinensischen Küchen. Da liegt es so verflixt nahe, dass ich halt mal gar nichts über verschmitzte Menschenherzen, lauwarmen Weltfrieden, latschenkieferige Fußbäder und gülden duftenden Kamillentee schreiben will, sondern nur darüber, wie's ist.
Mal ausprobieren, wie depressiv ein Blog in unserer heutigen aufstrebenden hoffnungsfrohen Zeit sein, werden und überhaupt kann?
Hmmm.
Als Probe auf's Exempel schreibe ich Ihnen jetzt nur mal die Buchstabenfolge Ministerpräsident Hanijeh hin.
Uff, so tief sacken Ihre Bäckchen nach unten?
Nochmal, weil's so schön war:
Ministerpräsident Hanijeh.
- Ah ja, es ist erschütternd, was eine Buchstabenfolge wie Ministerpräsident Hanijeh mimisch, moralisch und malign auslöst.
Zugegeben: Ich will Sie weder unterhalten noch aufbauen. Ich will Ihnen auch nichts Gutes. Ich will eigentlich gar nichts von Ihnen, nicht mal Ihr Geld. Ich will nicht einmal ein kleines Lächeln, nein. Ich will Ihnen auch nicht einreden, wie cool und unpalästinensisch Sie seien, bloß weil Sie dieses Blog lesen. Ich will auch nicht, dass Sie mir schreiben oder dass Sie mir gar allerlei lustige Mails, poppige Aufmunterungen oder gar zuckrige Kekse schicken. Ach nö. Ich will Sie auf meine bleigraue Tiefebene von bleichsüchtigem Herbst, lebenssattem Verfall, nausée sournoise, marasme profond, tristesse foutue, ausgesuchten Adjektiva und ausgerechnet Palästinensern runterziehen.
Was meinen Sie, besteht da eine Chance?

Viele Grüße, masel tov und ruhigen Dienst.

Sunday, October 22, 2006

Guten Tag allerseits.

Dieser Text ist ein vorläufiger. Das heißt, er ist kein richtiger Text, obwohl Sie ihn hier sehen. Da stellt sich glatt die Frage, ob dieser Text als vorläufiger Text ein falscher sei, da er offensichtlich kein richtiger ist. Und es stellt sich auch die Frage, ob dieser Text hinsichtlich seiner Sichtbarkeit weniger vorläufig oder weniger nichtrichtig wäre, falls Sie ihn gar nicht sehen könnten. Oder, falls Sie ihn nicht hier, sondern woanders sähen, oder überhaupt...

Also schreibe ich über Dinge des Zweifels, des Zwielichts und der allgemeinen Schalenhaftigkeit des Daseins, und nun stellt sich natürlich die Frage, warum DJ Rotlichtschammes Ihnen so was vorsetzt, anstatt besser was Richtiges und Unvorläufiges zu schreiben, halt sowas richtig Vernünftiges und Seriöses, an dem man sich emporranken könnte.
Tja.

Morgen vielleicht mehr - womöglich über so Themen des Lebens, der Liebe, des Staubes und der Politik. Etwa darüber, dass es draußen so finster und herbstlich ist, und dass Vieles irgendwie den Bach runtergeht. Und dass der Herbst bisher kein richtiger ist und dass die Finsternis mitten in der Großstadt auch nicht so richtig finster rüberkommt. Und dass die Palästinenser nichts und wieder nichts gebacken kriegen und dass ich justement diesen Fehl und Tadel ausgerechnet mit denen gemeinsam habe - aber nichts Anderes! Und dass mein Kühlschrank leer ist (außer den drei Sorten Knoblauchsoße, von denen kein Mensch weiß, wann sie wie und vor Allem warum sie von wem weshalb womöglich zu verspeisen wären), und dass ein Flug nach Israel 150 Tacken kostet, was sich im Weltbild des DJ Rotlichtschammes nur Neureiche leisten könnten. Aber dass DJ Rotlichtschammes aus St. Pauli (doch, das bin ich) weder neu- noch altreich ist und überhaupt nicht reich. Und dass ich absolut überhaupt so gar kein Palästinenser bin. Und dass ich also in hiesiger Trostlosigkeit auf gut Glück monologisch und völlig unpalästinensisch herumblogge, das wollte ich Ihnen hiermit sagen.

Morgen vielleicht mehr über wirkliche Sachen, über diese echten und wahren Sachen, die wirklich passieren und sowas, oder sogar über große und wichtige Sachen, welche die Seele in Feuer versetzen und einem das Herz erwärmen.

Viele Grüße, masel tov und ruhigen Dienst.